‚Und wenn das eine ‘Meisterbild’ gut ist, sind sie alle gut‘: Andy Warhol malt die ‚Money-Form‘

Forscher: Dr. des. Marlon Lieber

Mit dem Fokus auf Andy Warhols Pop Art ist dieses Projekt am Wissen, das in und durch ästhetische Form transportiert wird, interessiert. Es ist üblich, sich auf den Inhalt von Warhols Gemälden und Drucken als Illustrierung einer “Fetischisierung” von Konsumgütern zu fokussieren; daher konnte Fredric Jameson argumentieren, dass Warhols Diamond Dust Shoes „eindeutig Fetische“ auf „inhaltlicher Ebene“ sind. Dies impliziert, dass Fetischismus eine affektive Bindung zu bestimmten Objekten beschreibt, die bewirkt, dass Individuen ihnen fälschlicherweise quasi-übernatürliche Fähigkeiten zuschreiben. In Kurz: Fetischismus, in diesem allgemeinen Verständnis, führt zu einem Scheitern des Wissens (über die „wahren“ Eigenschaften der Objekte, der sozialen Beziehung, die in ihre Produktion mit einfließen, etc.)
Ich werde argumentieren, dass dies jedoch der zugrundeliegenden Denkform – der kritischen Theorie des Fetischismus im Marxschen Kapital – nicht gerecht wird, die, entgegen der häufigen Annahme, nicht in erster Linie daran interessiert ist, eine Form von „falschem Bewusstsein“ zu diffamieren. Stattdessen stellt sich die Frage, welche Formen von Wissen geeignet sind, soziale Beziehungen so zu organisieren, dass sie durch Dinge vermittelt werden: allen voran durch Geld. In meiner Analyse werde ich mich Warhols Ambition zuwenden, ein „Meisterbild“ zu schaffen, das unabhängig von seinem „Gegenstand“ „gut“ist. Meiner Argumentation entsprechend erfüllt das „Meisterbild“ eine strukturell zur Form von Geld homologe Funktion in der kritischen Theorie der modernen sozioökonomischen Beziehungen, indem es eine formale Äquivalenz in der Abstraktion von jedem konkreten Inhalt herstellt. Somit kann Warhols Verständnis der ästhetischen Form selbst als eine Quelle der Erkenntnis sozialer Formen gelesen werden.