Forscher: Dr. Simon Strick
Der reaktionäre politische und kulturelle Diskurs, der als „Alt-Right“ (Alternative Rechte) bekannt ist, und sein heterogenes Netzwerk von Akteuren (Ethnonationalisten, Ultrakonservative, Trolle) beziehen sich auf vielfältige Weise auf den Nexus von Wissen und Versagen. Erstens: Diese neue Rechte, die sich selbst als „gescheitert“ in der Demokratie betrachtet, nimmt eine konfrontative Haltung gegenüber dem „offiziellen“ Wissen ein. Forschung über Klimawandel, Geschichte oder soziale Ungerechtigkeit wird als „globalistische Propaganda“, „klagende Desinformation“ oder einfach als „Versagen der Logik“ diskreditiert. Dagegen projiziert Alt-Rechts eine Reihe von „alternativen Fakten“, wie z.B. Rassenkunde, Verschwörungstheorien oder „rationale Statistiken“. Diese „Gegenfakten“ werden angesammelt und online miteinander verbunden, verschleiert durch Trotzhandlungen und angesichts der Fassade von Rationalität, angeblichen gesundem Menschenverstand oder identitätsstiftender Politik. Das Projekt wird die komplexen Kreisläufe des Scheiterns in diesen von der Rechten orchestrierten „Wissenskriegen“ nachzeichnen. Es wird analysiert, wie die Protagonisten der Szene beispielsweise die wissenschaftliche Rationalität nutzen, um die „Wissenschaft“ zu diskreditieren, oder wie sie affektives und situiertes Wissen mobilisieren, um das Versagen der Identitätspolitik zu beweisen. Eine übergreifende Frage des Projekts ist, wie digitale Medien solche verzweifelten und paradoxen Verschmelzungen von Scheitern und Wissen sowie von Diskurs und Anti-Diskurs ermöglichen.